"Denn er lässt seine Sonne aufgehen
über die Bösen und die Guten
und er lässt regnen über Gerechte
und Ungerechte"Mattäus 545
Alle großen Weltreligionen preisen sie: die Sonne.
Da macht auch der römisch-katholische Glaube, zu dem sich im Illerwinkel die meisten bekennen, keinen Unterschied. Ganz im Gegenteil:
Papst Benedikt XVI sagte - in seinem Amt als Kardinal Josef Ratzinger
- 2004 auf dem Flughafen Rom zu Hermann Scheer, dem Präsidenten des Weltrates für erneuerbare Energien:
"Ich finde das Engagement für die Sonnenenergie im Sinn der Bewahrung der Schöpfung sehr wichtig."
Aufs Reden hat sich der Vatikan nicht beschränkt - das Dach seiner großen Empfangshalle zieren heute Solarzellen.
Im Bereich Energie zeigen sich Naturwissenschaft und Glaube ungewöhnlich nahe:
Sowohl der Papst als auch Physikerinnen und Physiker bestätigen die ungeheuer starke Energie, die die Sonne zur Erde scheinen lässt.
15.000 mal mehr, als die Menschheit auf dem Blauen Planeten aus Atomkraft, Erdöl, Erdgas und Kohle bezieht (Referenzjahr 2000).
Allein auf moderne Solarzellen beschränkt sich die Beziehung zwischen Religionen und Regenerativ-Energien nicht.
Viel älter sind die Verbindungen zwischen Kraft und Kirche.
Ein markantes Beispiel dafür:
die Wallfahrtskirche Maria-Steinbach
(östlich von Legau)
im Illerwinkel.
Sie liegt am Jakobsweg Augsburg-Bodensee.
Am Pilger-Parkplatz neben diesem Rokoko-Juwel weist eine Infotafel der "RegenerativRegion Illerwinkel" auf Zusammenhänge zwischen Klosterkultur, Wasserkraft und anderen erneuerbaren Energien hin.
Maria Steinbach galt früher als Filial-Gotteshaus der Prämonstratenser-Abtei Rot an der Rot (heute Landkreis Biberach).
Zum Kloster Rot gehörten etliche Wassermühlen.
Einige dieser Betriebe arbeiten noch heute als privat- mittelständische Unternehmen.
So die genannte Schautafel, dass etwa die Firma Schilling Holz in Rot an der Rot Tausende von Tonnen Holzhackschnitzel fürs Heizkraftwerk Ulm-west liefert. Zehntausende von Haushalten bietet es Wärme.
Schilling steht damit in einer tüchtigen Tradition mit (Wasser-) Turbinen und Zukunft.
Auch die ehemalige Klostermühle Schellinger im nahen Weingarten (bei
Ravensburg) bietet Holz-Pellets zum Heizen an.
Sowohl Pellets als auch Hackschnitzel bestehen aus heimischen Rohstoffen und belasten beim Verbrennen die Luft nicht zusätzlich mit dem Klimagas Kohlendioxid (CO 2).
Prämonstratenser nahmen den energischen Segen vom Himmel auch andernorts wahr. Zum Beispiel in Obermarchtal (Alb-Donau-Kreis) bei Ulm. Das barocke Münster in liebevoller Landschaft über der Donau:
ein frühes Beispiel von Solararchitektur. Farben auf die auffällig weißen Wände der Kirche liefert nämlich die Sonne. Direkt unterhalb des Münsterportals lockt das regenerative Rauschen des Obermarchtaler Donauwehrs. Neben ihm stand bis 1897 die Klostermühle. Von dort treibt heute viel quirliges Nass zum Donaukraftwerk Obermarchtal- Alfedstal. 1903 in Betrieb gegangen, deckt es noch heute den privaten Strombedarf der Obermarchtaler Bevölkerung. Im renovierten Kraftwerk:
die Ausstellung
"Maschinen unterm Münster" (MuM)
www.mum-wasserkraft.de
Andere Klostermühlen lassen sich entdecken über die "Mühlenstraße Oberschwaben"
www.muehlenstraße-oberschwaben.de
Übrigens:
Unterhalb der Rokoko-Wallfahrtskirche Maria Steinbach steht ebenfalls eine ehemalige Mühle.
Auf Maria-Steinbacher Markung wirkt Wasserkraft noch heute.
Weiter unten in der Iller befindet sich das Kraftwerk Steinbach - mit über 20 Millionen Kilowattstunden Jahresertrag.
Von Maria Steinbach aus auf geteertem Weg gut erreichbar.
Dort nennt eine Infotafel ebenfalls Fakten.
Wer den Alpenfluss lieber von oben betrachtet, kann dies nach kurzer Waldwanderung nahe von Maria-Steinbach tun
In dem barocken Wallfahrtsort selbst haben sich bäuerliche Familienbetriebe schon früh der Biogastechnik geöffnet.
(Siehe dazu auch "Streichelstall Waizenegger" unter "Stationen im Illerwinkel" auf dieser Internetseite.)
Hauptsächlich Bauernfamilien waren es auch, die bei Legau-Ehrensberg ein Windkraftwerk errichteten.
Mit rund 700.000 Kilowattstunden Jahresertrag deckt die Enercon- Anlage den Bedarf von rund 430 Privatpersonen pro Jahr.
Die griechische Ursprache der Bibel nennt für "Wind" das gleiche Wort wie für "Geist": "pneuma".
Franz von Assisi lobte Gott "durch Bruder Wind" in seinem "Sonnengesang".
Mehr dazu auf einer allzeit öffentlich sichtbaren Schautafel der "RegenerativRegion Illerwinkel" am Straßenrad nahe des Windrotors.
Energie vom Himmel: Sie wirkt vielseitig im Illerwinkel.
Näher am Himmel als viele andere Gegenden Deutschlands.
"Religiös darf sich heute nur nennen, wer mitarbeitet an der Bewahrung der Schöpfung."
Tenzin Gyatso Dalai Lama (* 6. Juli 1935) |